Wie lange kann ein Schauspieler von einer einzigen Kino-Rolle zehren, bevor es auffällt, dass er gar nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen ist? Bei Taron Egerton war es Rocketman. 2019, gefeiert, geliebt, ausgezeichnet. Und dann? Nichts, zumindest nichts, was im klassischen Kinosaal lief.
Mir ist das erst klar geworden, als ich eine kurze Podcast-Sequenz mit Josh Horowitz gesehen habe. Egerton selbst meinte, er habe gar nicht bewusst auf Kino verzichtet. Es sei nur irgendwann jemand zu ihm gekommen, der sagte: „Du warst seit Rocketman in keinem Kinofilm mehr.“ Das habe ihn kurz aus der Bahn geworfen. Ein Moment des Innehaltens. Kein Drama, eher ein kleines, leises Staunen.
Natürlich hat er gearbeitet. Sing 2 mit seiner Stimme. Tetris für Apple TV+, wo er Henk Rogers spielte und gleich mitproduzierte. Carry-On auf Netflix, ein Actionthriller, der 2024 eingeschlagen ist. Und dann, endlich, im Sommer 2025 She Rides Shotgun. Düster, intensiv, ein Ex-Häftling, der seine Tochter schützt. Der Egerton von heute sucht Rollen mit Tiefe, nicht nur Rollen mit Glanztext1text2.
Im Gespräch klang durch, dass die Filmwelt, in der er anfing, so nicht mehr existiert. Studiofilme seien fast nur noch Blockbuster, der Mittelweg sterbe aus. Streaming biete dafür komplexe Figuren, Geschichten mit Mut. Projekte wie Black Bird oder Smoke hätten ihn mehr gefordert als vieles zuvor. Er wirkte fast erleichtert, diesen Weg eingeschlagen zu haben, auch wenn er den Nervenkitzel einer Hauptrolle nicht missen will.
Ich finde das bemerkenswert: Jemand, der den Mainstream-Erfolg schmecken durfte, entscheidet sich bewusst für etwas Kleineres, aber Echtes. Vielleicht kommt das Musical, von dem er schwärmt, vielleicht auch nicht. Aber das Gefühl, dass er gerade genau da ist, wo er sein will, das bleibt.